Nahezu alle Paare, mit denen ich mich zu einem Vorgespräch treffe, legen sehr viel Wert auf Fotos von der abendlichen Feier.
Das ist auch sehr verständlich, denn neben der Organisation der Trauung ist sicherlich der abendliche Teil derjenige, der am meisten mit Aufwand, Organisation und natürlich auch mit Kosten verbunden ist.
Eine Location muss gefunden werden. Dann geht es darum, das passende Menü zu finden, die schönste Tischdeko, den besten DJ und nicht zuletzt alles drum und dran wie Hochzeitstorte, Eröffnungstanz (hier evtl. noch extra-Tanzkurz vorher), Reden, Spiele und Werfen des Brautstrauß’.
Das „Getting Ready“ tritt aber dabei leider oft in den Hintergrund. Wichtiger ist den Paaren anfangs immer, dass ich lieber später anfange und dafür abends länger bleibe.
In den Gesprächen gebe ich dann immer folgendes zu bedenken:
Fotos von der abendlichen Feier gehören selbstverständlich dazu und die wichtigsten Stationen (Hochzeitstorte, Tanz etc.) sollten auf jeden Fall auf Fotos festgehalten werden.
Jedoch ändert sich im Laufe des Abends sonst eigentlich nicht mehr viel, außer dass die Partylaune steigt und der Pegel zunimmt 😉
Es bringt auch nicht viel, immer die gleichen Gäste auf der Tanzfläche zu fotografieren. Beim Essen fotografiert man sowieso nicht und mit erhöhtem Pegel nehmen auch die Prooost-Gesten rasant zu.
Aber wie viel spannender ist es, das Paar vor der Trauung zu beobachten, wenn beide noch ihren eigenen Dingen und Gedanken nachgehen?
Die Braut bei den Vorbereitungen mit der Visagistin, vielleicht bei einem Sekt und völlig gespannt, auf das, was da kommt. Dann bei der Ankleide, die Brautschuhe und das Brautkleid in Szene gesetzt. Die Freundinnen oder Brautjungfern helfend dabei. Das Kleid wird angelegt und das Outfit im Spiegel betrachtet. Gefalle ich ihm so? Was macht ER wohl gerade?
Inzwischen ist ER mit seinen Kumpels zuhause, vielleicht bei einem Bier, um die Nerven zu beruhigen. Krawatte und Manschetten werden angelegt. Der Bruder, Trauzeuge oder Kumpels helfen dabei. Wie sieht sie wohl aus? Wie geht es IHR gerade?
Ist es nicht wesentlich schöner, im Nachhinein auf den Fotos sehen zu können, was der andere Partner vorher gemacht hat? Wie es IHM ging? Wir es IHR ging? Es sind unwiederbringliche Momente, die man später eigentlich gerne mit seinem Partner teilen möchte. Ist das nicht aus fotografischer und erzählerischer Sicht wesentlich gehaltvoller als das x-te Foto von „Onkel Toni auf der Tanzfläche mit ‘nem Bier in der Hand“?
Wenn ich mit meinen Paaren so darüber spreche, freue ich mich, dass die meisten auch tatsächlich zustimmen und ihre Meinung überdenken. Natürlich ist es mein Job, auch von der Abendveranstaltung spannende und schöne Fotos zu machen.
Jedoch ist eigentlich die Geschichte vor der Trauung einer der spannendsten Teile des gesamten Tages überhaupt. Und diesen Teil sollte man nicht einfach übergehen…
…und vielleicht konnte ich euch mit diesem kleinen Artikel bereits zum Nachdenken anregen 🙂